Fall Arian: ZDF-Sendung Aktenzeichen XY richtet konkretes Angebot an Polizei (2024)

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Von: Maximilian Kettenbach

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Trotz großem öffentlichen Interesse am Fall des weiter vermissten Arian aus Niedersachsen kommt der Fall nicht bei Aktenzeichen XY. Zuschauern wundern sich, das ZDF klärt teilweise auf.

Frankfurt – Eine verbrannte Leiche aus dem Jahr 1981, ein Überfall auf einen Supermarkt von vor zwei Jahren und eine seit 2010 vermisste Polizistin. Alles Fälle aus der letzten Aktenzeichen-XY-Sendung von Anfang Mai 2024. Damals war der kleine Arian aus Elm, Bremervörde (Niedersachsen), gerade einmal etwas mehr als zwei Wochen vermisst gewesen. Doch über den akuten, aktuellen Fall, der Millionen Deutsche bewegte und weiter bewegt – kein Beitrag, kein Foto, kein Wort. Nichts.

Arian war am 22. April 2024 gegen 19.15 Uhr aus dem Elternhaus weggelaufen. Eine Überwachungskamera filmte ihn noch, wie er mit einem Stöckchen in der Hand Richtung Wald lief. Seither fehlt vom Sechsjährigen jede Spur. Arian ist Autist, was die Suche noch einmal komplizierter macht. In der Spitze bis zu 1200 Einsatzkräfte suchten Arian Tag und Nacht, mussten sich jedoch an Vorgaben halten. Denn der Junge reagiert wohl nicht auf Zurufe. Mit kreativen Methoden, etwa Süßigkeiten, Luftballons oder Feuerwerk, versuchten die Beamten Arians Aufmerksamkeit zu erlangen.

Große Suche nach Arian in Niedersachsen – Polizei erhält Lob von Experten

„Im besonderen Fall des autistischen Arian gingen die eingesetzten Kräfte augenscheinlich sehr kreativ vor. Das hat mich erstaunt – im positiven Sinne“, attestierte etwa Kriminalwissenschaftler Christian Matzdorf der Polizei. Auch Ex-Mordermittler Axel Petermann äußerte sich bei IPPEN.MEDIA angetan ob des Einfallsreichtums der Ermittler.

Nach einer Woche stellte die Polizei die große Suchaktion ein, um eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe zu installieren, die sich seither um den Fall kümmert. Sie geht nicht nur neuen Hinweisen nach, sondern ruft punktuell neue Suchaktionen ins Leben, um den Jungen vielleicht doch noch zu finden. Hunde, Boote, Helikopter – die Behörden ließen nichts unversucht.

Polizei verpasst Chance, Arian über ZDF-Sendung Aktenzeichen XY zu suchen

Verwunderlicherweise ließen sie jedoch die Chance aus, in der populärsten Crime-Sendung noch einmal auf Arian aufmerksam zu machen. Dabei läge eine Win-win-Situation auf der Hand. Angesichts des großen öffentlichen Interesses wäre es sicherlich für das ZDF ein Gewinn. Und angesichts von über fünf Millionen TV-Zuschauern und einer doch passablen Aufklärungsquote hätte man wenig zu verlieren gehabt.

In 599 XY-Sendungen wurden 5037 Fälle behandelt. 1966 davon wurden aufgeklärt, das entspricht einer Erfolgsquote von 39,0 Prozent, teilt das ZDF mit Stand Februar 2024 mit. Durch gezielte Personenfahndungen in der Sendung konnte die Polizei in 2168 Fällen 1372 Täter festnehmen. „Fast jeder dritte XY-Fall ist ein Mordfall. Insgesamt wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt 1641 Tötungsdelikte in der Sendung behandelt. Aufgeklärt werden konnten 673. Von 1449 Raubüberfällenwurden 436 gelöst. Von 277 Einbrüchen konnten 108 geklärt werden“, gibt das ZDF bekannt.

Fall Arian: ZDF-Sendung Aktenzeichen XY richtet konkretes Angebot an Polizei (1)

Fall Arian nicht im ZDF: Zuschauer verwundert – Aktenzeichen bietet Hilfe an

„Wieso war der nicht bei der Sendung Aktenzeichen?“, fragte sich auch ein User von gutefrage.net. Nach eigenen Angaben Deutschlands größte Frage-Antwort-Plattform, mit 1,9 Mio. aktiven Nutzern: „Weil es in allen Medien war und europaweit hat man mitbekommen, dass nach Arian gesucht wird“, antwortet ein anderer. Eine andere Nutzerin spekuliert: „Die Sendung behandelt oft ältere Fälle, die lange zurückliegen. Sozusagen eine letzte Chance, bevor sie endgültig zu den Akten gelegt werden. Das mit Arian war ja erst und es gibt noch immer hunderte Hinweise, die nacheinander abgearbeitet werden müssen.“ Andere überlegen, dass es damit zu tun haben könnte, dass noch gar nicht feststeht, ob ein Kriminalfall vorliegt.

Weil auch für die Juni-Sendung am Mittwoch, 5. Juni 2024, um 20.15 Uhr kein Beitrag zu Arian geplant ist, haben wir bei den Machern von Aktenzeichen XY nachgefragt. Chefredakteurin Ina-Maria Reize-Wildemann erklärte IPPEN.MEDIA: „Der Fall Arian ist bei uns nächste Woche nicht vorgesehen. Vielleicht startet die Polizei nach Abarbeitung aller Hinweise nochmals zu einem späteren Zeitpunkt eine Öffentlichkeits-Initiative. Wenn die Polizei unsere Hilfe wünscht und braucht, sind wir natürlich sofort dabei.“

Worauf warten die Ermittler? Ex-Polizist und Kriminalistik-Professor Matzdorf erklärte bereits beimVermisstenfall Rebecca Reusch, dass schon der kleinste Hinweis „einen Dominoeffekt auslösen“könnte.

Vielleicht scheitert es schlicht an der personellen Kapazität, also an Ermittlern, die den Hinweisen nach der Sendung nachgehen müssten. Leider antwortete die Polizei Rotenburg bislang nicht auf unsere Anfrage.

Matzdorf: Ermittler müssen davon ausgehen, dass Arian nicht mehr am Leben ist

Tragischerweise scheint wohl nur klar zu sein, dass die Intention nicht mehr sei, „ein lebendiges Kind zu finden, sondern vielleicht über ein vermutlich totes Kind herauszufinden, ob von einer Straftat auszugehen ist“, sagt Matzdorf.

Die Arbeit der Ermittlungsgruppe Arian ist bis Ende Juni angesetzt. Vielleicht wollen die Ermittler auch noch bis dahin warten, und dann das Angebot von Aktenzeichen annehmen.

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